Wie so oft zählt auch in der deutschen Tanztherapieszene leider nicht Qualität, sondern Masse. Diese wird durch Zusammenschluss von Frauen erreicht, von denen keine einzige ein künstlerisches Hochschulstudium absolviert hat. Als Sportlehrerin, Heil- oder Sozialpädagogin und auch ohne Berufsausbildung führen sie aber anmaßend das Wort „künstlerisch“ im Munde .
In zahlreichen Darstellungen der Geschichte der Tanztherapie in Deutschland wird bewusst ein falsches Bild vermittelt. Autorinnen dieser gezielten Fehlinformationen sind großenteils Tanztherapeutinnen, die von mir am Institut für Musik- und Tanzpädagogik, in dem 1986 Tanztherapie eingerichtet worden war, promoviert werden wollten, ihre Dissertation aber nicht geschafft haben. Teilweise haben sie keinen weiteren Versuch mehr unternommen oder haben eine „billigere“ Möglichkeiten gesucht, an den Doktortitel zu kommen. So z.B. zog die eine Tanztherapeutin von Köln, wo die Konkurrenz für private Anbieter sehr groß ist, nach München. Eine Gymnasiallehrerin für Sport ließ sich nach einem Jahr intensiver Betreuung von einem Privatdozenten promovieren, der mit Bestätigung durch das Verwaltungsgericht aus der Sporthochschule Köln geflogen war, weil er nur gute Noten verteilte, und dann in Oldenburg einen Lehrauftrag wahrnehmen durfte, so dass er wenigstens die venia legendi und damit die Möglichkeit zu promovieren behielt. Eine weitere Tanztherapeutin pflegte engen Kontakt, hatte aber kein Hochschulstudium absolviert, das zum Promotionsstudium berechtigt hätte. Sie besorgte sich einen M.A.-Titel von einer Privathochschule in Leuk/Schweiz, der bis heute weder in der Schweiz noch in Deutschland anerkannt ist, so dass diese Tanztherapeutin wegen unzulässigen Führens eines akademischen Titels empfindlich bestraft worden war. Mit diesem falschen Titel hatte sie sich nicht nur die Zulassung zur Promotion bei einem fachfremden, aus der Privathochschule in Witten/Herdecke entlassenen apl. Prof. besorgt, sondern es 2005 auch noch geschafft, den ersten Platz auf der Berufungsliste für eine Tanztherapie-Professur in Dresden zu erhalten. Die dortige Findungskommission war mit einem Professor besetzt, der 1987 vom Verfasser promoviert werden wollte, was aber der Promotionsausschuss nicht zulassen konnte, da die Promotionsordnung nun mal ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mindestens die Note „gut“ im Zeugnis verlangt. Er flog aus der Findungskommission, die in erster Linie für die bewusst falsche Darstellung der Tanztherapie in Deutschland verantwortliche erstplatzierte Tanztherapeutin wurde für unprofessorabel erklärt und von der Berufungsliste gestrichen. Sie muss sich nun mit einer Diplom-Sportlehrerin arrangieren, die mit ihren massiven Hetzkampagnen ihre ehemaligen Sport-Kommilitonen, die hausintern zu entscheidenden Posten in der Sporthochschule aufgestiegen waren, dazu gebracht hatte, den von ihnen beschlossenen Studiengang Musik- und Tanztherapie nicht umzusetzen, so dass der dafür berufene Institutsleiter den Studiengang zusammen mit tschechischen Kolleginnen und Kollegen an der Karls-Universität Prag etablierte, von wo er dann 1998 von der Universität Münster als berufsbegleitendes Weiterbildungsstudium übernommen wurde.
Die Damen, die die Geschichte der Tanztherapie in Deutschland falsch darstellen, hatten ab 1986 mehrfach unter der Leitung des Institutsleiter Univ.-Prof. Dr. Dr. Karl Hörmann getagt, nachdem Prof. Dr. Ettl aus Hamburg diese Treffen nicht mehr leiten wollte. Doch bin auch ich ihrem Beispiel wegen der vehementen Fehden unter den Tanztherapeutinnen alsbald gefolgt. Gleichwohl konnte ich als
Institutsleiter und Leiter des in der Institutssatzung vertretenen Bereichs Musik- und Tanztherapie an Teilnehmerinnen meiner Tanztherapieveranstaltungen zahlreiche Themen für Diplom- und Doktorarbeiten vergeben und zahlreiche Stipendien zur Aufnahme von Tanztherapieausbildung in den USA vermitteln. Ich selbst hatte in meinen Forschungsfreisemestern immer wieder diverse amerikanische Tanztherapiestudiengänge angesehen, wurde von hochkarätigen dortigen Dozentinnen täglich trainiert. Die stets außerordentlich hilfsbereiten Direktorinnen und Dozentinnen dieser Einrichtungen hatten mir Zugang zum ansonsten für Fremde verschlossenen Archiv ermöglicht, so dass ich jede Menge Filme zu den vielen Arten tanztherapeutischer Methodik und unveröffentlichtes Material studieren konnte. Ihre eigens für die MTK verfassten Artikel sind noch heute überaus informativ.
Anlässlich meines Vorhabens, eine Tanztherapeutin, die in den USA einen Tanztherapiestudiengang mit dem Erwerb des M. A. absolviert hatte, als wissenschaftliche Mitarbeiterin einzustellen, stellte sich heraus, dass in den USA erworbene Tanztherapie-Abschlüsse von deutschen Wissenschaftsministerien nicht anerkannt werden. Dies verwundert nicht, wenn man weiß, dass meist nur an zwei Tagen während der Semesterwochen überhaupt Lehrveranstaltungen zur Tanztherapie stattfinden, weil die Studierenden an den anderen Tagen arbeiten müssen, um die hohen Studiengebühren aufbringen zu können. Und es verwundert erst recht nicht, wenn man weiß, wie umfangreich die schriftlichen Abschlussarbeiten sind und wie und von wem diese beurteilt werden. Dem Verfasser liegen solche M.A.-Thesis-Schriften, mit denen sich Absolventen amerikanischer M.A.-Tanztherapiestudiengänge an seinem Institut beworben hatten, vor. Sie bestehen teilweise aus zwei dicken, kostbaren Deckeln, zwischen die gerade mal zwanzig Blätter gebunden sind. Diese einseitig und mit großem Abstand und Seitenrand beschriebenen Blätter enthalten nichts weiter als eine Liste von Tanztherapiepublikationen mit Inhaltsangaben und kurzen Kommentaren. Bewertet wurden diese M.A.-Abschlussarbeiten von einer Lehrbeauftragten und einer Kommilitonin, die noch kein Studium abgeschlossen hatte.
Es ist also nachvollziehbar, dass solcherart in den USA erworbene M.A.-Titel in Deutschland nicht anerkannt werden können. Und nachdem auch der von einer Kölner Diplom-Sportlehrerin ausgestellte Titel „Klinischer Tanztherapeut grad.“ weder vergeben noch geführt werden darf, erschien es notwendig, in Deutschland eine seriöse Tanztherapieausbildung anzubieten. Auf welche immensen Schwierigkeiten und auf welches dichte Netz von Machenschaften man dabei stößt, kann wohl angesichts der wenigen Andeutungen erahnt werden.
Nicht weniger Filz und Manipulation herrscht bisweilen auch anderswo, so z. B. bei dem angeblich freien Web-Lexikon Wikipedia. Tatsächlich ist es auch völlig unmöglich, die bewusst falsche Darstellungen im Wikipedia-Artikel zur Tanztherapie zu korrigieren. Daher hier einige Anmerkungen, die lediglich die Universitäre Tanztherapie in Deutschland betreffen, aber auch auf die überaus verdienstvollen freien Einrichtungen ausgeweitet werden müssten. So z. B. hatte der renommierte Dipl.-Psych. Dr. Detlev Kappert am Institut für Musik- und Tanzpädagogik im dortigen Bereich Musik- und Tanztherapie einen gern besuchten Lehrauftrag für Tanztherapie und hatte der begnadete und leider viel zu früh verstorbene Begründer der Münchner Tanztherapieausbildung CITA, der Dipl.-Psych. Wilfried Gürtler, auf einer vom Bereich Musik- und Tanztherapie an der Sporthochschule Köln 1988 veranstalteten Tagung einen hervorragenden Workshop durchgeführt.
Inhaber der bei Kliniken, Ministerien und Forschungseinrichtungen vielgefragter, jahrzehntelang ranghöchster einziger Univ.-Professur auch für Tanztherapie an der Deutschen Sporthochschule Köln ist Univ.-Prof. Dr. Dr. Karl Hörmann. Seit 1972 finden in Deutschland in jedem Semester Lehrveranstaltungen zur Tanztherapie an Universitäten statt, zuerst in Freiburg (1973-1977), seit 1977 bis heute in Münster und zeitweise seit 1986 in Köln und Prag. Zahlreiche seiner Absolventen sind in Kliniken beschäftigt oder sind in tanztherapeutischen Berufsfeldern freiberuflich tätig.
Tanztherapie wurde erstmals 1969 von Liljan Espenak, Absolventin der Hochschule für Leibeserziehung Berlin (Vorgängerin der heutigen Deutschen Sporthochschule), als berufsbegleitendes Studium in New York eingerichtet. Bis kurz vor ihrem Tod 1988 hat sie Workshops an der Forschungsstelle für Musik- und Tanztherapie, Deutsche Sporthochschule Köln, durchgeführt und wesentliche Impulse für dieses Weiterbildungsstudium Tanztherapie gegeben.
Durch die Hereinnahme der Tanztherapie in den Titel des 1988 gegründeten wissenschaftlichen Organs „Musik-, Tanz- und Kunsttherapie – Zeitschrift für künstlerische Therapien im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen“ (www.hogrefe.de/mtk) wurde die Tanztherapie demonstrativ den zu jener Zeit schon mit Hochschulstudiengängen vertretenen beiden Disziplinen Musiktherapie und Kunsttherapie gleichgestellt.
Wie in allen Sparten künstlerischer Therapien ist auch auf dem Gebiet der Tanztherapie das Niveau sehr unterschiedlich. Um der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen willen und nicht zuletzt aber auch um einer angemessenen Betätigungsmöglichkeit und Bezahlung qualifizierter Tanztherapeuten willen sind die genannten Einrichtungen bestrebt, die inzwischen erreichten wissenschaftlichen, künstlerischen und therapeutischen Standards zu halten und weiterzuentwickeln. Dazu dient das seit 1984 bestehende Weiterbildungsstudium als auch das Promotionsstudium und nicht zuletzt die Supervision tanztherapeutischer Praxis. Interessenten mit entsprechender Vorerfahrung und qualifizierte Tanztherapeuten sind zur Mitarbeit, Fortbildung, Supervision, Qualifikationserweiterung und zur Übernahme von Multiplikatorenaufgaben herzlich willkommen.
Die ersten Initiativen zu einer wissenschaftlichen und gleichermaßen künstlerisch orientierten Tanztherapie in Deutschland finden sich im Lehrveranstaltungsangebot des Seminars für Musikerziehung in Freiburg von 1973 ff. auf der Grundlage rhythmisch-musikalischer Erziehung und Tanzpädagogik und vor allem aufgrund des im Buch des Freiburger Arztes H. Teirich „Musik und Medizin“ (1958) beschriebenen tänzerisch-psychomotorischen Ansatzes sowie des um 1970 aktuellen Sensivity- und Encountertrainings. Die Tanztherapie wurde 1977 an der Universität Münster weiterentwickelt, 1986 im Institut für Musik- und Tanzpädagogik der Deutschen Sporthochschule und 1998 in Form des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiums an der Universität Münster etabliert.
Seit 2008 wird Tanztherapie von der ehemaligen Direktorin des MA-Studiengangs Tanztherapie an der Staatlichen Universität Tiflis Frau Dr. Bertolaso durchgeführt. Als eine der ganz wenigen Tanztherapeutinnen hat sie die Musikhochschule absolviert und das Diplom in Bühnentanz erworben. Im Gegensatz zu jenen Frauen, die sich mit ihren Ausbildungsangeboten zu einem Verein zusammengeschlossen haben und inzwischen mit Masse werben, haben ihre noch dazu auf der Betreuung von Patienten fundierte Lehrveranstaltungen zur Tanztherapie sowohl in künstlerischer als auch wissenschaftlicher Hinsicht berufspraktisch anwendbare professionelle Substanz.