Unsere im Einzelunterricht bzw. in Kleingruppen Ausgebildeten übertreffen die Absolventen von Studiengängen erfahrungsgemäß oft bei Weitem. Besser als im Gruppenunterricht, der wegen der unterschiedlichen Ausgangs- und Interessenslagen der Teilnehmer notgedrungen oberflächlich bleiben muss, kann im Hinblick auf die berufliche Qualifikation weitaus spezifischer eingegangen werden. Die Teilnahme an Gruppen ist trotzdem möglich. Die Anzahl von Terminen hängt ggf. auch von der Kombination mit anderen Gebieten künstlerischer Therapien ab, z. B. Musik- oder Poesietherapie. Die Intensivseminare sind somit auch für Fortgeschrittene, Absolventen, Promovenden usw. interessant.
A
Es werden keine Termine vorgegeben. Sie selbst können eine Kalenderwoche (Mo – Fr zwischen 8 und 21 Uhr) Ihrer eigenen Wahl nennen. Bei Lehrern sind die Ferien beliebt, die ja in jedem Bundesland anders liegen. Fragen Sie also bitte an, ob Ihre Wunschtermine noch frei sind. Vorsorglich können Sie auch noch eine alternative Kalenderwoche angeben. Sie erhalten dann umgehend Antwort, ob die gewünschte Woche noch frei ist.
Die 2., 3., 4. und ggf. 5. Intensivkompaktwoche wird immer erst nach einer absolvierten Woche ausgesucht. Auf diese Weise können Sie selbst einschätzen, wie viel Zeit Sie für die Übungen und für die Lektüre brauchen. Jede Intensivkompaktwoche baut auf der vorigen auf. Die meisten Teilnehmer lassen sich wenigstens vierzehn Tage Zeit bis zum nächsten Intensivwochenseminar.
B
Für Interessenten, die nicht an den Wochenendseminaren, die einmal im Monat stattfinden, teilnehmen können und auch nicht mehrere Kompaktwochen planen können, besteht eine weitere Erleichterung: Eine Kompaktwoche kann aufgeteilt werden z. B. von Mo – Mi oder Mi – Fr oder Fr – So in einer selbstgewählten Kalenderwoche und die anderen drei Tage an einem anderen selbstgewählten Termin.
Suchen Sie sich Tage aus, an denen Sie sich freinehmen können, und fragen Sie an, ob Professoren und das Gebäude an den gewünschten Terminen zur Verfügung stehen. Die Tage, die Sie sich aussuchen, können zwei oder mehr Tage während der Woche umfassen und können auch das Wochenende oder einen Teil davon miteinbeziehen. Die Organisation Ihres Studiums ist dann etwas komplizierter, kommt aber Ihren Möglichkeiten entgegen. Sie erhalten ein Studienbuch, in das die Themen und die betreffende Anzahl von Stunden eingetragen und testiert werden. Anhand des dort ausgedruckten Curriculums lässt sich der Fortschritt überblicken und am Ende prüfen, ob das komplette Stundenkontingent erfüllt ist, das für die Vermittlung der Studieninhalte unter Berücksichtigung von Selbsterfahrung und Übemöglichkeiten zwischen den Seminarabschnitten veranschlagt ist. Es kam auch schon vor, dass jemand mit dem 2. Feiertag beginnen wollte. Es ist also alles möglich. Wo ein Wille, ist ein Weg.
C
Die Zertifizierung durch die Ärztekammer und Psychotherapeutenkammer wird zu den vereinbarten Terminen beantragt.
Fortbildungspunkte vergibt auch der Berufsverband für Künstlerische Therapien BKT g.e.V.
Ein Intensivseminar kann mit einer weiteren Person belegt werden. Wenn Einzelunterricht gewünscht wird, können Kinder und Tiere mitgebracht werden.
Die Übernachtung kostet 20 € pro Nacht. Duschen, eine Küche mit Kühlschrank, Spül- und Waschmaschine sind vorhanden. Die Teilnehmer erhalten den Schlüssel für den Haupteingang und können ihr Wohnen beliebig gestalten.
Das große freistehende Gebäude mit seinen vielen Musikinstrumenten eignet sich optimal für eine durchaus erholsame Studienwoche. Hinter dem Gebäude verläuft ein kleiner Bach mit anschließendem großen blumenreichen Gelände.
Münster ist als Fahrradstadt bekannt. Ein Damen- und ein Herrenfahrrad werden kostenlos zur Verfügung gestellt.
Nicht verschwiegen sei, dass bei diesem Angebot die Kosten für Miete, Heizung, Unterhalt der Instrumente usw. dieselben wie für Gruppenveranstaltungen sind, das Einkommen jedoch sehr viel geringer ist. Jedoch hat sich Einzelunterricht für die Absolventen vielfach bewährt. Und nur das zählt.
Liest man so manche von Themen strotzende Homepage von Angeboten für Berufstätige, muss zwangsläufig der Eindruck entstehen, dass das Vorwissen der Teilnehmer, darunter Ärzter, Dipl.-Psychologen u.a., nicht berücksichtigt wird und alle über einen Kamm geschoren werden und damit die Ausbildung künstlich vollgepfropft wird, um die Kundschaft möglichst lange hinzuhalten und abzuzocken.
Diese beiden Links mögen unsere langjährige Erfahrung demonstrieren. Von 1994 – 2010 hatte das berufsbegleitende Weiterbildungsstudium noch sechs Semester umfasst. Doch haben sich vier Semester selbst für die weitergehende Qualifizierung in unterschiedlich angestrebten Berufsfeldern als meist ausreichend herausgestellt. Noch effektiver sind die 2010 eingerichteten Intensivkompaktwochen.
Wie so oft zählt auch in der deutschen Tanztherapieszene leider nicht Qualität, sondern Masse. Diese wird durch Zusammenschluss von Frauen erreicht, von denen keine einzige ein künstlerisches Hochschulstudium absolviert hat. Als Sportlehrerin, Heil- oder Sozialpädagogin und auch ohne Berufsausbildung führen sie aber anmaßend das Wort „künstlerisch“ im Munde .
In zahlreichen Darstellungen der Geschichte der Tanztherapie in Deutschland wird bewusst ein falsches Bild vermittelt. Autorinnen dieser gezielten Fehlinformationen sind großenteils Tanztherapeutinnen, die von mir am Institut für Musik- und Tanzpädagogik, in dem 1986 Tanztherapie eingerichtet worden war, promoviert werden wollten, ihre Dissertation aber nicht geschafft haben. Teilweise haben sie keinen weiteren Versuch mehr unternommen oder haben eine „billigere“ Möglichkeiten gesucht, an den Doktortitel zu kommen. So z.B. zog die eine Tanztherapeutin von Köln, wo die Konkurrenz für private Anbieter sehr groß ist, nach München. Eine Gymnasiallehrerin für Sport ließ sich nach einem Jahr intensiver Betreuung von einem Privatdozenten promovieren, der mit Bestätigung durch das Verwaltungsgericht aus der Sporthochschule Köln geflogen war, weil er nur gute Noten verteilte, und dann in Oldenburg einen Lehrauftrag wahrnehmen durfte, so dass er wenigstens die venia legendi und damit die Möglichkeit zu promovieren behielt. Eine weitere Tanztherapeutin pflegte engen Kontakt, hatte aber kein Hochschulstudium absolviert, das zum Promotionsstudium berechtigt hätte. Sie besorgte sich einen M.A.-Titel von einer Privathochschule in Leuk/Schweiz, der bis heute weder in der Schweiz noch in Deutschland anerkannt ist, so dass diese Tanztherapeutin wegen unzulässigen Führens eines akademischen Titels empfindlich bestraft worden war. Mit diesem falschen Titel hatte sie sich nicht nur die Zulassung zur Promotion bei einem fachfremden, aus der Privathochschule in Witten/Herdecke entlassenen apl. Prof. besorgt, sondern es 2005 auch noch geschafft, den ersten Platz auf der Berufungsliste für eine Tanztherapie-Professur in Dresden zu erhalten. Die dortige Findungskommission war mit einem Professor besetzt, der 1987 vom Verfasser promoviert werden wollte, was aber der Promotionsausschuss nicht zulassen konnte, da die Promotionsordnung nun mal ein abgeschlossenes Hochschulstudium und mindestens die Note „gut“ im Zeugnis verlangt. Er flog aus der Findungskommission, die in erster Linie für die bewusst falsche Darstellung der Tanztherapie in Deutschland verantwortliche erstplatzierte Tanztherapeutin wurde für unprofessorabel erklärt und von der Berufungsliste gestrichen. Sie muss sich nun mit einer Diplom-Sportlehrerin arrangieren, die mit ihren massiven Hetzkampagnen ihre ehemaligen Sport-Kommilitonen, die hausintern zu entscheidenden Posten in der Sporthochschule aufgestiegen waren, dazu gebracht hatte, den von ihnen beschlossenen Studiengang Musik- und Tanztherapie nicht umzusetzen, so dass der dafür berufene Institutsleiter den Studiengang zusammen mit tschechischen Kolleginnen und Kollegen an der Karls-Universität Prag etablierte, von wo er dann 1998 von der Universität Münster als berufsbegleitendes Weiterbildungsstudium übernommen wurde.
Die Damen, die die Geschichte der Tanztherapie in Deutschland falsch darstellen, hatten ab 1986 mehrfach unter der Leitung des Institutsleiter Univ.-Prof. Dr. Dr. Karl Hörmann getagt, nachdem Prof. Dr. Ettl aus Hamburg diese Treffen nicht mehr leiten wollte. Doch bin auch ich ihrem Beispiel wegen der vehementen Fehden unter den Tanztherapeutinnen alsbald gefolgt. Gleichwohl konnte ich als
Institutsleiter und Leiter des in der Institutssatzung vertretenen Bereichs Musik- und Tanztherapie an Teilnehmerinnen meiner Tanztherapieveranstaltungen zahlreiche Themen für Diplom- und Doktorarbeiten vergeben und zahlreiche Stipendien zur Aufnahme von Tanztherapieausbildung in den USA vermitteln. Ich selbst hatte in meinen Forschungsfreisemestern immer wieder diverse amerikanische Tanztherapiestudiengänge angesehen, wurde von hochkarätigen dortigen Dozentinnen täglich trainiert. Die stets außerordentlich hilfsbereiten Direktorinnen und Dozentinnen dieser Einrichtungen hatten mir Zugang zum ansonsten für Fremde verschlossenen Archiv ermöglicht, so dass ich jede Menge Filme zu den vielen Arten tanztherapeutischer Methodik und unveröffentlichtes Material studieren konnte. Ihre eigens für die MTK verfassten Artikel sind noch heute überaus informativ.
Anlässlich meines Vorhabens, eine Tanztherapeutin, die in den USA einen Tanztherapiestudiengang mit dem Erwerb des M. A. absolviert hatte, als wissenschaftliche Mitarbeiterin einzustellen, stellte sich heraus, dass in den USA erworbene Tanztherapie-Abschlüsse von deutschen Wissenschaftsministerien nicht anerkannt werden. Dies verwundert nicht, wenn man weiß, dass meist nur an zwei Tagen während der Semesterwochen überhaupt Lehrveranstaltungen zur Tanztherapie stattfinden, weil die Studierenden an den anderen Tagen arbeiten müssen, um die hohen Studiengebühren aufbringen zu können. Und es verwundert erst recht nicht, wenn man weiß, wie umfangreich die schriftlichen Abschlussarbeiten sind und wie und von wem diese beurteilt werden. Dem Verfasser liegen solche M.A.-Thesis-Schriften, mit denen sich Absolventen amerikanischer M.A.-Tanztherapiestudiengänge an seinem Institut beworben hatten, vor. Sie bestehen teilweise aus zwei dicken, kostbaren Deckeln, zwischen die gerade mal zwanzig Blätter gebunden sind. Diese einseitig und mit großem Abstand und Seitenrand beschriebenen Blätter enthalten nichts weiter als eine Liste von Tanztherapiepublikationen mit Inhaltsangaben und kurzen Kommentaren. Bewertet wurden diese M.A.-Abschlussarbeiten von einer Lehrbeauftragten und einer Kommilitonin, die noch kein Studium abgeschlossen hatte.
Es ist also nachvollziehbar, dass solcherart in den USA erworbene M.A.-Titel in Deutschland nicht anerkannt werden können. Und nachdem auch der von einer Kölner Diplom-Sportlehrerin ausgestellte Titel „Klinischer Tanztherapeut grad.“ weder vergeben noch geführt werden darf, erschien es notwendig, in Deutschland eine seriöse Tanztherapieausbildung anzubieten. Auf welche immensen Schwierigkeiten und auf welches dichte Netz von Machenschaften man dabei stößt, kann wohl angesichts der wenigen Andeutungen erahnt werden.
Nicht weniger Filz und Manipulation herrscht bisweilen auch anderswo, so z. B. bei dem angeblich freien Web-Lexikon Wikipedia. Tatsächlich ist es auch völlig unmöglich, die bewusst falsche Darstellungen im Wikipedia-Artikel zur Tanztherapie zu korrigieren. Daher hier einige Anmerkungen, die lediglich die Universitäre Tanztherapie in Deutschland betreffen, aber auch auf die überaus verdienstvollen freien Einrichtungen ausgeweitet werden müssten. So z. B. hatte der renommierte Dipl.-Psych. Dr. Detlev Kappert am Institut für Musik- und Tanzpädagogik im dortigen Bereich Musik- und Tanztherapie einen gern besuchten Lehrauftrag für Tanztherapie und hatte der begnadete und leider viel zu früh verstorbene Begründer der Münchner Tanztherapieausbildung CITA, der Dipl.-Psych. Wilfried Gürtler, auf einer vom Bereich Musik- und Tanztherapie an der Sporthochschule Köln 1988 veranstalteten Tagung einen hervorragenden Workshop durchgeführt.
Inhaber der bei Kliniken, Ministerien und Forschungseinrichtungen vielgefragter, jahrzehntelang ranghöchster einziger Univ.-Professur auch für Tanztherapie an der Deutschen Sporthochschule Köln ist Univ.-Prof. Dr. Dr. Karl Hörmann. Seit 1972 finden in Deutschland in jedem Semester Lehrveranstaltungen zur Tanztherapie an Universitäten statt, zuerst in Freiburg (1973-1977), seit 1977 bis heute in Münster und zeitweise seit 1986 in Köln und Prag. Zahlreiche seiner Absolventen sind in Kliniken beschäftigt oder sind in tanztherapeutischen Berufsfeldern freiberuflich tätig.
Tanztherapie wurde erstmals 1969 von Liljan Espenak, Absolventin der Hochschule für Leibeserziehung Berlin (Vorgängerin der heutigen Deutschen Sporthochschule), als berufsbegleitendes Studium in New York eingerichtet. Bis kurz vor ihrem Tod 1988 hat sie Workshops an der Forschungsstelle für Musik- und Tanztherapie, Deutsche Sporthochschule Köln, durchgeführt und wesentliche Impulse für dieses Weiterbildungsstudium Tanztherapie gegeben.
Durch die Hereinnahme der Tanztherapie in den Titel des 1988 gegründeten wissenschaftlichen Organs „Musik-, Tanz- und Kunsttherapie – Zeitschrift für künstlerische Therapien im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen“ (www.hogrefe.de/mtk) wurde die Tanztherapie demonstrativ den zu jener Zeit schon mit Hochschulstudiengängen vertretenen beiden Disziplinen Musiktherapie und Kunsttherapie gleichgestellt.
Wie in allen Sparten künstlerischer Therapien ist auch auf dem Gebiet der Tanztherapie das Niveau sehr unterschiedlich. Um der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen willen und nicht zuletzt aber auch um einer angemessenen Betätigungsmöglichkeit und Bezahlung qualifizierter Tanztherapeuten willen sind die genannten Einrichtungen bestrebt, die inzwischen erreichten wissenschaftlichen, künstlerischen und therapeutischen Standards zu halten und weiterzuentwickeln. Dazu dient das seit 1984 bestehende Weiterbildungsstudium als auch das Promotionsstudium und nicht zuletzt die Supervision tanztherapeutischer Praxis. Interessenten mit entsprechender Vorerfahrung und qualifizierte Tanztherapeuten sind zur Mitarbeit, Fortbildung, Supervision, Qualifikationserweiterung und zur Übernahme von Multiplikatorenaufgaben herzlich willkommen.
Die ersten Initiativen zu einer wissenschaftlichen und gleichermaßen künstlerisch orientierten Tanztherapie in Deutschland finden sich im Lehrveranstaltungsangebot des Seminars für Musikerziehung in Freiburg von 1973 ff. auf der Grundlage rhythmisch-musikalischer Erziehung und Tanzpädagogik und vor allem aufgrund des im Buch des Freiburger Arztes H. Teirich „Musik und Medizin“ (1958) beschriebenen tänzerisch-psychomotorischen Ansatzes sowie des um 1970 aktuellen Sensivity- und Encountertrainings. Die Tanztherapie wurde 1977 an der Universität Münster weiterentwickelt, 1986 im Institut für Musik- und Tanzpädagogik der Deutschen Sporthochschule und 1998 in Form des berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiums an der Universität Münster etabliert.
Seit 2008 wird Tanztherapie von der ehemaligen Direktorin des MA-Studiengangs Tanztherapie an der Staatlichen Universität Tiflis Frau Dr. Bertolaso durchgeführt. Als eine der ganz wenigen Tanztherapeutinnen hat sie die Musikhochschule absolviert und das Diplom in Bühnentanz erworben. Im Gegensatz zu jenen Frauen, die sich mit ihren Ausbildungsangeboten zu einem Verein zusammengeschlossen haben und inzwischen mit Masse werben, haben ihre noch dazu auf der Betreuung von Patienten fundierte Lehrveranstaltungen zur Tanztherapie sowohl in künstlerischer als auch wissenschaftlicher Hinsicht berufspraktisch anwendbare professionelle Substanz.
Als ehedem einzigem an einer Medizinischen Fakultät durchgeführtem Tanztherapiestudium in Deutschland mussten die Lehrinhalte dem kritischen Blick von Medizinprofessoren standhalten. Wegen seiner strikten Orientierung an den in der Medizin geltenden wissenschaftlichen Kriterien hat dieses Tanztherapiestudium wohl wie keine andere Tanztherapieausbildung in Deutschland für Patienten jedweder Störung als am effektivsten zu gelten.
Universitäre Ausbildung nach den in der Medizin geltenden Kriterien qualifiziert die Absoloventen optimal für ihre berufliche Tätigkeit in der Tanztherapie. Tanztherapie wird definiert als bindungsorientierte, erlebnisvertiefende psychodynamische und kognitiv ausgerichtete künstlerische Verhaltenstherapie.
„Tanztherapie ist eine künstlerische, nonverbale, ressourcenorientierte Therapieform. Sie basiert auf der Tanzkunst, der Bewegungsanalyse und auf therapeutischen und humanistischen Kompetenzen. Beim Therapeuten wird die Beherrschung und der professionelle Umgang mit den vorgenannten Parametern vorausgesetzt. Des weiteren sind Musikalität, Kreativität und Phantasie wesentliche Bestandteile einer professionellen Tanztherapie. Künstlerische Tanztherapie ist abzugrenzen von Gesprächstherapie oder Psychotherapie mit Bewegung, Bewegungstherapie, Physiotherapie, Psychomotorik und freier Improvisation bzw. reinem Ausagieren.“
Hierzu ein Zitat von Mary Wigman:
„Viele Merkmale weist der seinem lebendigen Instrument verhaftete Mensch auf, die ihn eindeutig als Tänzer kennzeichnen. Das untrügliche Zeichen seiner Tänzerschaft aber ist das Auge, dessen Blick sich mit der einsetzenden Konzentration auf den tänzerischen Vorgang verwandelt und den Tanzenden stigmatisiert.
Dieser jedem Tänzer eigentümliche Blick ist ein Sehen ohne wahrzunehmen, ist ein die Umwelt durchdringendes Schauen in die Weite, in den Raum, ins Nichts. Der Tanzende löscht die Welt der Realitäten um sich aus und beschwört in sich das Bild seiner inneren Schau. Der starre Glanz des tänzerischen Auges ist nicht leblos, denn er ist der Spiegel jener geheimnisvollen Kräfte, die gestaltschaffender Antrieb sind. Die jeweilige Tanzgestaltung bestimmt auch den Blick des Tänzers. Der tänzerische Blick ist ein visionäres Schauen… Wer den tänzerischen Blick nicht hat, ist kein Tänzer.“ (Zivier, 1956. Harmonie und Ekstase. Mary Wigman. Berlin: Akademie der Künste. S. 19.)
Aus universitärer Sicht zählt Tanztherapie zu den künstlerischen Therapien. Als solche versteht sie sich als angewandteTanzpsychologie in der doppelten Bedeutung des Worts als adressatenbezogene Interpretation von Sinn und Gehalt tänzerischer Materialität im Hinblick auf eine beabsichtigte Wirkung und als ihre spezifische Funktionalisierung im Hinblick auf die jeweiligen Erfordernisse in einem weiten Spektrum tanztherapeutischer Berufsfelder [1]. Zum einen wird also aus der Art der Konfiguration des verwendeten Bewegungsmaterials auf den Bedeutungsgehalt eines Tanzes oder einer Bewegungsimprovisation geschlossen und zum anderen werden Tänze oder Substanzen daraus diagnosespezifisch für therapeutische Ziele verwendet. Hierzu werden die vier Merkmale eines Bewegungsgeschehens Körper, Raum, Energie und äußere Form und Struktur im Sinne der Erweiterung des Bewegungsrepertoires und zur bewussten Choreographie der Lebensmelodie diagnostiziert und trainiert.
Tanztherapie als psychotherapeutisches Verfahren unterliegt den in der Psychotherapie geltenden drei Stufen Remoralisierung, Remediation und Rehabilitation.
In der Phase der Remoralisierung soll Zuversicht, Glauben an sich selbst, Optimismus, Hoffnung und Vertrauen in die eigenen Ressourcen wie auch in die therapeutische Kunst vermittelt und damit eine erfolgreiche compliance mit dem Therapeuten hergestellt werden. Im Zustand von Entspannung, Gelassenheit und aktivem Mittun kann die künstlerische orientierte Tanztherapeutin anhand diverser Spiele die entscheidenden Kriterien finden, ohne die Patienten Tests und Befragungen unterziehen zu müssen. Diese auf fundiertem Bewegungsbeobachtungstraining basierende Phase gilt als die besonders bedeutsame Phase der Diagnostik. In ihr wird ressourcenorientiert ermutigt, indem auf das Verhalten im Raum als fiktiver Welt geachtet wird und die innere Energie unter den Aspekten der Vertikale (Kraft und Selbstrepräsentanz), Horizontale (Kinesphäre, Raum- und Beziehungsebene), Sagittale (Zeit- und Entscheidungsfindung) und des Bewegungs- und Muskel-spannungsflusses (Fluss eines Geschehens als emotionale Ebene) untersucht und geübt und mit den zugehörigen bedeutungstragenden Formen in Gestik und Körperhaltung in Beziehung gesetzt werden. Aus einem solcherart bewusst gemachten Verhalten wird auf den Rhythmus (R) der Energie (E) und ihrer Struktur (S) in der Körperbewegung geachtet und zur Auswertung des Therapieerfolgs in ein RES-Profil eingetragen.
Die Phase der Remediation widmet sich dem eigentlichen Leiden. Sie umfasst eine immense Spannweite an methodischen Ansätzen. Je klarer die Hinweise der auf Bewegungsbeobachtung fußenden Diagnostik ausfallen, desto zielstrebiger kann das individuelle Therapieziel angegangen werden. In dieser Stufe der Erlebnisvertiefung werden die RES-Anteile in der Expressivität von Selbstkundgabe, Hörer-/Zuschauerbezug und Effektivität und Effizienz verfolgt und im nonverbalen Kommunikationstraining mit erfahrungsvertiefenden und -modifizierenden Methoden variiert. Anhand von kausalattribuierenden Techniken wird versucht, zum Umgang mit eigenen und fremden Persönlichkeitsstilen zu befähigen, die Sinnprinzipien von Leidenstypen zu verstehen und mit symbolhaltigen Ausdrucksstudien und choreographischen Gebilden geeignete psychische Abwehrmechanismen zu stabilisieren und in Energiehaushalt und Gestaltung seiner Lebensform eine optimistischere Sichtweise aufzubauen.
Die Phase der Rehabilitation ermöglicht die Anwendung der in der zweiten Stufe gelernten Fertigkeiten und dient der Kontrolle, ob sie im Ernstfall angemessen angewendet werden können. Mögliche Situationen werden in der auf Kompetenztraining ausgerichteten Handlungsaktivierung simuliert.
Tanztherapie als vornehmlich körper- und schwerkraftorientierte Richtung beeinflusst die Haltung, beansprucht und reguliert sinnesorganische und motorisch-physiologische Vorgänge. Darüber hinaus zielen die verschiedenen Formen der Bewegung und des Tanzes auf Partner- und Gemeinschaftserlebnis und verhelfen im Ausdruckstanz zu einem tieferen Verständnis seiner selbst und zu einem authentischen Verhalten.
Sofern Tanztherapie Musik als ein hauptsächlich den Bewegungsfaktor Zeit und die mit der Zeitgestaltung verbundenen Qualitäten bestimmendes, die persönliche Intonation, Stimmung und Resonanz betreffendes Medium verwendet, wählt sie diese sorgfältig aus, indem sie sie unter analogen musikpsychologischen Kriterien untersucht [2]. Künstlerische Tanztherapie geht schon aus diesem Grund über andere tanztherapeutische Richtungen hinaus, die die amerikanische Gesellschaft für Tanztherapie ADTA als „die psychotherapeutische Verwendung von Tanz und Bewegung zur Integration von körperlichen, emotionalen und kognitiven Prozessen des Menschen“ definiert.
Unter Tanztherapie wird in den USA eine 1966 in New York vollzogene Zusammenfassung von tänzerischen, bewegungs- und z. T. körpertherapeutischen Richtungen verstanden, die der physischen und psychischen Integration des Einzelnen und seiner Beziehungsfähigkeit dienen sollen. Während die kalifornische Bewegungstherapie vorwiegend auf die authentische Bewegung abzielt, an C. G. Jung angelehnt ist, ohne Musik, in Einzeltherapie und in einem eher kleinen Raum einer Privatpraxis stattfindet, spielt sich die von der Westküste der USA ausgehende Tanztherapie hauptsächlich in der Gruppe und mit Folklore-, Pop- und klassischer Musik in der Halle einer Klinik ab, betont den spielerisch-kreativen Aspekt und eher ein künstlerisches Lebensgefühl. Inzwischen hat sich das Methodenrepertoire erheblich erweitert und umfasst Elemente rhythmisch-musikalischer Erziehung und Tanzpädagogik ebenso wie tänzerisch-psychomotorischer Ansätze und des um 1970 aktuellen Sensivity- und Encountertrainings bis hin zu Erkenntnissen aus der Hirnforschung.
Berufsfelder der Tanztherapie
Das Berufsfeld der Tanztherapie umfasst ein weites Spektrum. Tanztherapie findet sich in der Kinder-, Jugend- und Gerontopsychiatrie, Sozial- und Pädiatrie, Neurologie, Onkologie, in Kur- und Rehabilitationszentren, Altenheimen, Forensik, Nachsorgeeinrichtungen und sozialpsychiatrischen Einrichtungen, darüber hinaus in der Prävention, wozu die Kinder-, Jugend- und Altenarbeit sowie Beratungsstellen zählen, und in der Entwicklungsförderung wie Behinderteneinrichtungen, Frühförderung, Sonder-, Förderung- und Integrationsschulen und -tagesstätten und Heimen.
Tanztherapie eignet sich bei körperlichen, emotionalen und kognitiven Störungen, vor allem zur Stressreduktion und zur Schaffung eines besseren Körpergefühls. Die amerikanische Gesellschaft für Tanztherapie nennt insbesondere:
Autism: therapists connect on a sensory-motor level, provides a sense of acceptance and expands skills and cognitive abilities, increases maturity
Learning Disabilities: develops better organizational skills, learns/experiences control and choice, higher self confidence, new inspirations to learn
Mental Retardation: improves body image, social skills, coordination, and motor skills, promotes communication
Deaf and Hearing Impaired: reduces feelings of isolation, provides inspiration for relationships
Blind and Visually Impaired: improves body image, motor skills, and personal awareness
Physically Handicapped: improves motor skills and body image, provides a way to communicate and express emotions
Elderly: provides social interaction, expression, and exercise, alleviates fears of loneliness and isolation
Eating Disorders: alters distorted body images which helps end destructive behaviors, discovers symbolic meanings
Parkinson’s Disease: uses rhythm to help reduce body dysfunctions which improves motor abilities, balance, and use of limbs
Holistic Birth Preparation: implores relaxation techniques to reduce anxiety, learn breathing techniques and release
Referenzen
Bertolaso, Yolanda (2003). Wege ebnen zur SelbstakepTanz, Bd. 9 (Pädagogik und Therapie)
Bertolaso, Yolanda (2004). Resilienz in Pädagogik und künstlerischer Tanztherapie. Lengerich: Pabst Publ.
Hörmann, Karl (2009). Tanzpsychologie und Bewegungsgestaltung. Grundlagen der Tanztherapie. Lengerich: Pabst Publ.
Hörmann, Karl (2009). Musik in der Heilkunde. Lengerich: Pabst Publ.